Die besondere Praxis
Die Bergpraxis
Ski- und Snowboard-Verletzungen im Winter, Blessuren von Mountainbike-Touren im Sommer – in der Physiotherapie-Praxis von Markus Norys sind Sportverletzungen an der Tagesordnung. Der Grund: Die Praxis liegt in der Wintersport-Hochburg Garmisch-Partenkirchen, am Fuße der Zugspitze.
„Ein Blick nach draußen und ich weiß, ob Tiefschnee ist.“ Wenn Markus Norys aus dem Fenster seiner Praxis schaut, hat er ein traumhaftes Gebirgs-Panorama vor sich. „Das schafft eine ganzbesondere Arbeitsatmosphäre“, schwärmt der Physiotherapeut.Seine Praxis „Norys und Team“ liegt mitten im bekannten Skigebiet Garmisch-Patenkirchen, am Fuße des höchsten BergsDeutschlands, der Zugspitze. Rund eine Million Touristen verbringen jedes Jahr ihren Urlaub hier. „Im Winter kommen sie zum Skifahren und im Sommer zum Wandern und Mountainbike-Fahren“, erzählt Norys. Vor genau 20 Jahren eröffnete der Physiotherapeut seine Praxis in dem Ort. Zunächst war es ein Ein-Mann-Unternehmen, dann holte er seine Frau ins Boot. Im Laufe der Jahre ist die Praxis immer weiter gewachsen. „Vor fünf Jahren mussten wir umziehen, weil der Platz nicht mehr ausgereichte“, erzählt Norys. Heute besteht sein Team aus insgesamt 16 Mitarbeitern, darunter zehn Physiotherapeuten.
Muskelzerrungen und Kreuzbandriss
Insgesamt behandeln die Therapeuten von „Norys und Team” im Winter mehr Patienten als im Sommer. Zur Wintersportsaison suchen pro Woche im Durchschnitt etwa drei Patienten mit Ski- oder Snowboardverletzungen die Praxis auf. „Nachdem die Patienten vom Arzt behandelt wurden, kommen sie zur weiteren Behandlung zu uns“, sagt Norys. „Die häufigsten Verletzungen sind Muskelzerrungen – an erster Stelle Kreuzbandverletzungen und alles ums Knie herum, danach Verletzungen der Schulter und der Halswirbelsäule.“ Auch Handverletzungen kommen häufiger vor – diese entstehen, wenn man sich beim Sturz abstützt, sagt Norys. Das passiert nicht nur bei Skiunfällen, die Leute stürzen auch häufig bei Glatteis oder bauen Unfälle beim Rodeln. „Die Einheimischen verletzten sich natürlich weniger als die Skitouristen, die nur einmal im Jahr Skifahren“, erklärt der Physiotherapeut. Auf die Frage, was bei der Behandlung von Skiunfällen helfe, antwortet er:„Ich fahre seit Jahren Ski – es ist von Vorteil, wenn man den Sport selbst betreibt. So fällt es leichter, Bewegungsabläufe nachzuvollziehen.“ Und: Die Erfahrung mache es natürlich. Eine wichtige Grundlage für die Behandlung der Wintersportverletzungen sei seine Ausbildung in Sportphysiotherapie, so Norys. Zudem kommt ihm seine Fortbildung in OMT (Orthopädische Manuelle Therapie) bei der
Behandlung in besonderem Maße zugute. „Die verschiedenen Hands-On-Techniken sind bei den Behandlungen sehr hilfreich.“ Laut Angaben des Vereins pro OMT e.V. gibt es derzeit circa 500 Physiotherapeuten in Deutschland, die eine von der International Federation of Orthopaedic Manipulative Physical Therapists (IFOMPT) anerkannte Weiterbildung in Orthopädischer Manueller Therapie (OMT) haben. Informationen zu den Inhalten der Weiterbildung finden Therapeuten unter www.dfomt.org/.
Profi-Sportler: Oft Rückenprobleme
Neben den Amateur-Wintersportlern behandelt die Praxis vonMarkus Norys auch Profi-Skifahrer. Diese kommen nicht nur mit Verletzungen, sondern auch, um ihre Rückenbeschwerden behandeln zu lassen. „Bei einem Training von etwa fünf Stunden täglich entstehen starke Belastungen für den Rücken“, erklärt der Physiotherapeut. Um die Rückenmuskulatur zu kräftigen und Verletzungen vorzubeugen, können die Sportler bei Norys auch trainieren. Zusätzlich zu den physiotherapeutischen Behandlungen bietet die Praxis eine medizinische Trainingstherapie auf Selbstzahlerbasis an. Der hierfür eingerichtete Trainingsbereich verfügt über verschiedene Geräte von Beinpresse, über Rückentrainer und Rumpfrotator bis Galileo-Vibrationstrainer. Ablauf des Rezepts dranzubleiben, um so den Erfolg der Therapie weiter auszubauen und dauerhaften Leiden entgegenzuwirken.“, sagt Norys. „Dazu ist oft viel Motivation notwendig.“
Immer mehr E-Bike-Unfälle
Die Verletzungen von Ski- und Snowboardunfällen, mit denen die Patienten im Winter in die Praxis kommen, fallen im Sommer natürlich weg. Dafür kommen dann Patienten mit Blessuren vom Mountainbike-Fahren, Klettern und Wandern in die Praxis. Besonders Stürze mit Elektro-Bikes hat Markus Norys in den in den letzten ein bis zwei Jahren vermehrt beobachtet. „Vor allem ältere Menschen verletzten sich dabei häufiger – siepeilen mit ihren Elektro-Bikes Berge an, die sie sonst nicht mehr schaffen würden und stürzen dann bei der Abfahrt“, berichtet der Physiotherapeut. Neben Behandlungen, die aufgrund von Verletzungen notwendig sind, kommen aber auch einige Patienten zur Massage. „Auch Urlauber kommen zu uns, um sich auf Selbstzahlerbasis massieren zu lassen“, erzählt Norys. „Die wollen sich einfach in eine Moorpackung wickeln, sich durchkneten lassen und entspannen“. Dafür hat Norys in seiner Praxis eine Masseurin angestellt. Besonders in Wintersportgebieten wie Garmisch-Patenkirchen sind Fitness- und Wellnessangebote gute Zusatzangebote für Physiotherapiepraxen. „Neben den Touristen haben wir aber auch viele Kurgäste mit Atemwegserkrankungen, die zur Inhalation und Atemtherapie hier sind“, berichtet Norys. Denn das bayerische Garmisch-Patenkirchen ist nicht nur einer der beliebtesten Wander- und Wintersportorte in Deutschland, sondern auch ein heilklimatischer Luftkurort. Den Hauptteil seiner Patienten machen jedoch immer noch die Einheimischen aus, sagt Norys. Also auch in einer Ski-Hochburg ist das klassische physiotherapeutische Tageswerk die Hauptaufgabe einer Praxis. Insgesamt seien es im Winter zwar mehr Patienten als im Sommer, doch das liege nicht nur an den Skiunfällen. „Hauptsächlich liegt es daran, dass die Patienten im Sommer verreisen – wie bei jeder anderen Praxis auch“, erklärt Markus Norys. „Uns passt das ganz gut – denn wir müssen ja auch mal Urlaub machen.“ (ms)